Das erste Notarztfahrzeug in Bayern
Während die notärztliche Versorgung von schwer erkrankten oder verletzten Personen heute selbstverständlich ist, war sie in den 1970er-Jahren noch Pionierarbeit. Damals waren in Berlin, Köln und München bereits Notarztwagen (NAW) im Einsatz. Dabei fuhren die Mediziner dort ständig auf dem Rettungswagen mit. Der stellvertretende BRK-Chefarzt, Dr. Franz Ernst, wollte allerdings eine flexiblere Lösung. Deshalb entwickelte er das als „Nürnberger Modell“ bekannt gewordene Rendezvous-Verfahren.
Ein persönlicher Kontakt eines Arztes zu BMW führte schließlich zum ersten Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) in Bayern, einem BMW 520. Dafür wurde eine weiße Serienlimousine nach Vorgaben der Notfallmediziner in Eigenarbeit umgebaut und dem BRK Nürnberg kostenlos zur Verfügung gestellt. Dadurch fiel am 24.10.1974 der Startschuss für die notärztliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Nürnberger Bevölkerung durch das neue Notarztfahrzeug. Die erste Besatzung „Äskulap Nürnberg 12“ bildeten dann vier junge Mediziner, unter ihnen auch Dr. Ernst.
„Äskulap Nürnberg 12“: Ein Filmstar
Das erste NEF wurde sogar zum Namensgeber eines Films, denn der damalige Polizeifilmer Walter Jessberger drehte unter dem Titel „Äskulap Nürnberg 12 – fahren Sie…“ eine Dokumentation über den Notarztdienst. Deren Uraufführung fand dann 1976 statt. Sein Sohn Markus Jessberger war ebenfalls über 20 Jahre im Rettungsdienst aktiv und engagiert sich nun ehrenamtlich im Rotkreuz-Museum in Nürnberg. Zufällig wurde er 2018 auf einen weißen 5er-BMW aufmerksam, welcher aus dem selben Baujahr stammt wie das Notarztfahrzeug „Äskulap Nürnberg 12“.
Ein Exponat für das Rotkreuz-Museum
Daraufhin war die Idee geboren, das legendäre erste NEF Bayerns nachzubauen. Am Anfang stand die Gründung einer Interessensgemeinschaft zusammen mit dem ehemaligen Notarzt, Dr. Heinz Giering. Der erste Sponsor, Dr. Helmut G. Scharrer, gehörte einst zum Notarzt-Quartett von 1974. Auch weitere Unterstützer konnten begeistert werden: Viele Rotkreuz- und Oldtimer-Enthusiasten förderten das Projekt mit Rat, Tat und Spenden. Der aufwändige Umbau erfolgte bei Signaltechnik Lohr im Allgäu, die den Initiatoren sehr entgegenkamen. Anschließend fand die Überführung des restaurierten Fahrzeugs nach Nürnberg Anfang September statt. Dort wurde es dann Günther Herold, dem Leiter des Rotkreuz-Museums, im Beisein vom Vorsitzenden des BRK Vorstands, Prof. Dr. Peter Bradl, und dem KV-Chefarzt, Dr.med. Stefan Plank, übergeben.
Quelle: FEUERWEHR - RETTEN · LÖSCHEN · BERGEN, Deutschlands große Feuerwehrzeitschrift, Aus den Ländern, Bayern